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Unternehmen neu gedacht  
Querschnitt eines Baumstammes

Alle sprechen darüber, wie wir die fossilen Energieträger ablösen könnten. Mit Wasserkraft, Windrädern und Photovoltaik auf den Dächern dieser Welt, heisst es meistens. Und mit Holz? Sicher, hier und dort wird mit Pellets zentral oder ferngeheizt, der Schwedenofen ist gross in Mode, Häuser, auch mehrstöckige, werden vermehrt aus Holz gebaut. Welches Kreislauf-Potential steckt in diesem Naturmaterial, wie funktioniert die Holzwirtschaft und was bräuchte es, um das riesige Holzlager «Wald» besser zu nutzen?

Das nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzende Erdölzeitalter verdrängte die Energieholznutzung nahezu vollständig. 1970 betrug der Anteil des Holzes am Gesamtenergieverbrauch noch etwa 1 %, und nur gerade einmal 20 % des geschlagenen Holzes waren direkt für die Energiegewinnung bestimmt. Erst mit den Ölkrisen der 70er-Jahre und dem Anstieg des Erdölpreises erwachte das Interesse an der Holzenergie von neuem. Seit den 1990er-Jahren hat die Holzenergienutzung wieder zugenommen, dies infolge des technologischen Fortschritts, aber auch durch gezielte Massnahmen der Schweizer Energiepolitik sowie der wachsenden Sensibilisierung der Bevölkerung für Umweltfragen.
Sowohl das Programm EnergieSchweiz des Bundes als auch zahlreiche Kantone streben mittels verschiedener Massnahmen eine Erhöhung der Holzenergienutzung an, und zwar aus verschiedenen Gründen:

  • Wer mit Holz heizt, nutzt den CO2-Kreislauf der Natur. Energie aus Holz ist gespeicherte Sonnenenergie: Die Verbrennung von Holz setzt nur so viel CO2 (Kohlendioxid) frei, wie die Bäume im Verlauf ihres Wachstums der Atmosphäre entzogen haben.
  • Wer mit Holz heizt, ist nicht abhängig vom Ausland; die inländische Holzversorgung ist auch in Krisenzeiten sichergestellt.
  • Holz wächst stetig nach und ist deshalb bei einer nachhaltigen Waldwirtschaft eine immerwährende Energiequelle.
  • Die Holzenergienutzung zur Wärme- und Stromproduktion ist ein wichtiger Bestandteil der Energiestrategie 2050 des Bundes.
  • In die Holzenergienutzung investiertes Kapital löst regionale und lokale Wertschöpfung aus und schafft bzw. erhält Arbeitsplätze.
  • Ein gut bewirtschafteter Wald ist auch ein gesunder Wald.
  • Moderne, optimal eingestellte Holzfeuerungen halten die verschärften Grenzwerte der Luftreinhalte-Verordnung LRV ein und sind sauber und zuverlässig.

«Holzvorräte abzubauen und das Holz in Kaskaden zu nutzen ist weniger riskant als ein Laissez-faire. Weil alte Wälder weniger widerstandfähig sind gegenüber Krankheiten und Stürmen, könnten ganze Waldgebiete zusammenbrechen.» Esther Thürig, eidg. Forschungsanstalt WSL (Pro Natura Magazin 1/24) Dessen Holz zu verbrauchen, tut dem Wald gut.
Die nachhaltige Nutzung des Waldes hat in der Schweiz eine lange Tradition. Seit über hundert Jahren schreibt das Schweizer Waldgesetz vor, dass nur so viel Holz geerntet werden darf, wie nachwächst. Heute wird der Schweizer Wald jedoch eher zurückhaltend genutzt. Heute schlagen wir «nur» rund 5 Mio m3 Holz. Dafür sind topografische Bedingungen in Bergregionen, hohe Holzerntekosten, billige Holzimporte und strenge gesetzliche Rahmenbedingungen verantwortlich. Dabei würde es Wald und Wirtschaft guttun, wenn mehr Holz aus eigenem Bestand geerntet würde. Rücksichtsvolle und naturgerechte Holzwirtschaft erhält den Wald gesund und biodivers, und ein gesunder Wald dient schliesslich uns allen. Als wertvoller Rückzugsort, aber auch wichtiger Lebensraum für Tiere. Er ist ein Wasserspeicher und weltweiter Klimaregulator. In Berggebieten bietet er zusätzlich Schutz vor Lawinen und Steinschlag. 5 % der Waldfläche stehen unter Schutz; in diesen Gebieten verzichtet man gänzlich auf forstliche Eingriffe und lässt der Natur ihren Lauf.

Kreislaufwirtschaft vor unserer Haustüre

Wenn jemand den Nutzen und die Wertschöpfungskette von Holz kennt, dann ist das Patrick Grob, Inhaber und Geschäftsführer der Waldenergie AG im solothurnischen Winznau. Das Familienunternehmen ernet und liefert Brennholz und Pellets, saniert und baut aber auch Naturstrassen und Waldwege, die wiederum die Waldwirtschaft ermöglichen. Seit der Gründung 2009 setzt das Team seine Überzeugung um, dass eine lokale Wertschöpfung nachhaltig ist und alle davon profitieren. Und sie geht mit gutem Vorbild voran: Wohnhaus und Werkstatt werden seit 2007 mit Pellets geheizt. Die Waldenergie AG ist ebenfalls seit ihrer Gründung Mitglied von proPellets.ch. Die Interessengemeinschaft hat zum Ziel, das Heizen mit Pellets zu fördern und dient als unabhängige Informationsplattform.

Bei der Holzernte fallen verschiedene Qualitäten an. Die hochwertigen Stämme liefert Waldenergie Möbel- und Bauholzproduzenten.

«Bei der Bearbeitung in Sägereien und Hobelwerken fallen Sägemehl und Hobelspäne an. Daraus,
und nicht etwas aus frisch gefällten Bäumen, werden Pellets hergestellt.»

Patrick Grob, Waldenergie

Altholz aus Abbrüchen, Renovationen, Verpackungen und Möbeln wiederum kann, in speziellen Feuerungen verbrannt, ebenfalls als wertvoller Energielieferant dienen. Man trocknet damit u.a. notabene den Rohstoff, also nasses Restholz, für die Pelletsproduktion. Die Holzstäbchen können im Gegensatz zu Öl oder Gas risikolos transportiert werden. Die kurzen Lieferwege helfen ihrerseits, graue Energie zu sparen, d.h. die Energiemenge für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung, aber auch Vorprodukte, Rohstoffgewinnung und alle Produktionsprozesse.

Aber ein Holzfeuer macht doch Rauch?

Dank der normierten Brennstoffqualität und der modernen Anlagentechnik ist mit Pelletheizungen eine sehr saubere Verbrennung möglich. So unterschreiten Pelletheizungen beispielsweise den Feinstaub-Grenzwert der Luftreinhalteverordnung um die Hälfte. Feinstaub und Russ entstehen oft, wenn die Temperatur bei der Verbrennung zu niedrig oder der Brennstoff feucht ist. Pellets haben einen sehr tiefen Feuchtigkeitsgehalt. Die automatische Verbrennung erlaubt eine optimale Kontrolle der Temperatur und des Abbrennprozesses. Dank diesen Eigenschaften ist der Ausstoss an Russ und Feinstaub bei Pelletheizungen rund 400-mal geringer als bei einem offenen Feuer, z.B. in einem Cheminée.

Blick in den grünen Wald

Wald-Fun Facts (2021)

  • Waldfläche: 1’270’000 ha (ca. 1/3 der Schweiz)
  • Zunahme ggü. 2020: + 2’200 ha/0.22 % (ca. die Fläche des Bielersees).
  • Waldbesitz: 71 % öffentlich, 29 % privat
  • 34 % zugunsten von Verkehrsanlagen bewilligt, 25 % für die Rohstoff gewinnung, 6 % für Entsorgungsanlagen, 4 % für Sportanlagen, 13 % für Hochbauten, 6 % für Leitungen und Energie und 8 % für Gewässerkorrektionen sowie 4 % für Verschiedenes.
  • Der Gesamtvorrat an Holz im Schweizer Wald beträgt ca. 422 Mio. m3.
  • Die jährliche Ernte aus Schweizer Wald liegt bei rund 5 Mio. m3.
  • Ohne den Wald zu übernutzen, könnten jährlich 7 bis 8 Mio. m3 geerntet werden.
  • Jedes Jahr wachsen 10 Mio. m3 Holz nach (= 1 m3 alle 3 Sek.)
  • Der jährliche Gesamtverbrauch der Schweiz an Holz liegt inklusive Import bei fast 11 Mio. m3.
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