Editorial 1/2025

Als wir «Freiheit» zum Schwerpunktthema dieser Ausgabe machten, war uns schon etwas mulmig zumute. Ein grosses Wort! Und wie bei anderen grossen Wörtern könnten wir wohl ein Heft alleine mit der Begriffsklärung füllen! Was ist denn Freiheit? Was bedeutet sie für dich, für mich, für sie, für ihn? Wir denken schnell einmal an (staats-)politische oder wirtschaftliche, Meinungs- oder Religionsfreiheit. Sie sind das grosse Ganze, die Rahmenbedingungen. Lange und hart erkämpft, immer wieder hinterfragt und umstritten.
Was aber ist mit den «kleinen», quasi Alltagsfreiheiten? Auf den ersten Blick sind sie selbstverständlich, auf den zweiten nicht. Essen, was ich will; aus dem Haus gehen, wann ich will; einen politischen Witz erzählen; die Musik hören, die mir gefällt; mich anziehen und frisieren, wie ich will; arbeiten, wo ich will. Jean-Jacques Rousseau, Genfer Philosoph und Schriftsteller, drehte den Spiess um: «Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.»
Muss ich eine Whatsapp-Nachricht tatsächlich innerhalb von 60 Sekunden beantworten? Und überhaupt: Sooo frei sind auch wir Schweizer nicht. Viele (Un-)Freiheiten sind moralischer, ethischer, emotionaler Natur. Fehler, Scheitern oder Schwächen sind beliebt für Verurteilungen, berechtigt oder nicht. Ein «Nein» kommt viel schwieriger über die Lippen als man denkt. Wir sagen unsere Meinung nicht zu laut, aus Angst vor Shitstorms, schrägen Blicken oder besserwisserischen Kommentaren.
Was haben unsere Mitherausgebenden zum Thema Freiheit zu sagen? Wie fördern, schützen und ermöglichen sie sie? Die Palette der Berührungspunkte ist breit: Barrierefreit, Entscheidungsfreiheit, Handlungsspielraum, vorzeitiger Ruhestand, Bewegungsfreiheit, um einige zu nennen.
Und zum Schluss hat ChatGPT eine erstaunlich tiefsinnige Erkenntnis ausgespukt: «Freiheit ist kein grosses Ideal – sie ist ein täglicher Test. Nicht, ob wir sie bekommen. Sondern, ob wir sie uns nehmen.
Und anderen lassen.»
Andreas Stettler
Redaktion Business New