Frei von zu vielen Dingen

Tiny House – schon fast ein Modewort, sicher aber ein Trend. Man kann darunter viel verstehen, die kleinen Häuser gibts in vielen Formen und Farben. Der gemeinsame Nenner aller Konzepte liegt gewiss im geringen Platzbedarf. Der kostbare und immer rarer werdende Boden soll sparsam eingesetzt, der
Flächenbedarf des Menschen reduziert werden. Nun kann man das auf unterschiedliche Weise tun.
Mit Beton und Backstein lassen sich zwar kleine Häuser bauen, aber diese Materialien hinterlassen immer noch einen grossen ökologischen Fussabdruck. Und solche Häuser sind hier, um zu bleiben. Es gibt jedoch Lösungen, die eine sinnvolle Nutzung von Grundstücken ermöglichen und dabei genügend Handlungsoptionen offen lassen. Dafür müssen wir aber gründlich umdenken.
«Wir müssen Schluss machen mit den Betonwüsten und Wäldern aus Armierungseisen.»
Wir können nicht so weiterbauen wie bisher. Dabei habe ich als gelernter Maurer, diplomierter Bauführer und Generalunternehmer jahrelang selbst meinen Anteil an konventionellen Gebäuden hochgezogen. Eines Tages hatte ich eine Art Erwachen: Die Branche entwickelt sich in die falsche Richtung. Zwar wird überall von Nachhaltigkeit geredet, dafür wirklich etwas tun will aber niemand, so scheint mir. Auch wenn das hart tönt, aber wir befinden uns nach wie vor in der bautechnischen Steinzeit. Alle sprechen von «re-use», also vom Wiederverwenden, aber im besten Fall sind das dann ein paar Fenster, Stahlträger oder ein Doppelboden. Dabei müsste es doch möglich sein, Räume so zu konzipieren, dass sie als Ganzes wiederverwendet werden können, und nicht nur ihre Einzelteile. Also setzte ich mir selbst die Prämisse, eine solche Lösung zu finden. Entstanden ist ein Modulsystem, dessen Grundelemente in der Werkhalle produziert und vor Ort nur noch zusammengefügt werden. Das alleine ist aber noch nicht das Ei des Kolumbus und auch nicht neu.

Weniger Zeugs, mehr Leichtigkeit
Der Flächenbedarf ist nur eine Seite der Medaille, aber eine wichtige. Eine vielleicht provokative These: Die meisten von uns nutzen nur 20 Prozent ihrer Wohnfläche. Der Rest ist Stauraum für Dinge, die wir nicht brauchen. Dasselbe beim Kleiderschrank: Man trägt immer dieselben 20 Prozent der Kleider, alles andere könnte man entsorgen. Ein Tiny House zwingt einen, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Das ist Feng Shui in Reinform: Jeder Gegenstand muss einen Zweck haben. Das entlastet auch den Geist und ist effektiv eine Form von Freiheit. Freiheit von zu viel Zeugs, von Ballast, von Verantwortung dafür. Vom Putzen mal abgesehen. Auch wenn wir schmunzelnd abwinken, sollten wir uns ersthaft überlegen, ob wir mit 35 m² Fläche auskommen statt mit 65 m². Es ist übrigens ein weit verbreiteter Irrglaube, dass mit dem Wohnraum automatisch auch die Lebensqualität zu- oder eben abnimmt.
Bauen, ohne sich etwas zu verbauen
Der Eingriff ins Gelände ist gering, weder ein klassischer Aushub noch eine Betonplatte sind notwendig. Ähnlich dem Pfahlbauerprinzip stehen die Holzmodule auf Stahlstützen, die in den Boden geschraubt werden. Auf einen Keller wird verzichtet. Minime Erdbewegungen erfolgen wenn schon nur an Hängen und für die Medienerschliessung (Gräben). Trotzdem sind Polyloft Kreislauf-Häuser keine mobilen oder Temporärbauten, sondern werden von den Baubehörden als bewilligungspflichtige – und bewilligungsfähige – Gebäude behandelt. Sie sind gleich robust wie andere Holzelementkonstruktionen und können Jahrzehnte lang genutzt werden.
Recycling ist oft Downcycling, das ist per se nicht schlecht. Aus Beton wird Schotter, aus Holz werden Pellets. Ein echtes Kreislauf-Haus muss aber zu 100 Prozent demontierbar sein; jede Schraube, jede Leiste bleibt intakt. Und hier kommt die Neuheit unseres Konzepts ins Spiel. Weil alle Teile geschraubt, gefügt, verkeilt oder verspannt sind, sind die Module nicht nur zu 100 % rückbaubar, sondern wiederverwendbar. Wenn sich nach Jahren also die Pläne ändern, wenn doch noch ein Landverkauf oder ein Umzug beschlossen wird, lassen sich die kleinen Häuser demontieren und anderswo remontieren. Wir sprechen deshalb von «remontablen» Räumen.
Im eigenen Garten, auf dem Firmenareal, im Feriendorf …
Für wen eignen sich diese Kreislauf-Häuser? Ganz einfach: Für alle Menschen, die nachhaltiges Bauen und Wohnen unterstützen wollen. Ja, der Boden ist knapp, aber es gibt viele (kleinere) Landreserven von Privaten, von Unternehmen und institutionellen Eigentümer:innen. Es muss ja nicht immer eine ressourcenintensive und kostspielige Bebauung sein. So bleiben Optionen offen; persönliche oder wirtschaftliche Rahmenbedingungen können sich schliesslich jederzeit ändern (mehr Platzbedarf z.B. für Büros, weniger Platzbedarf wegen Scheidung, Pflegebedürftigkeit der Eltern, Nachwuchs o.ä.). Warum nicht ein Polyloft® Kreislaufhaus in den Garten stellen und vermieten? Ideen hätten wir viele … Die einzelnen Module lassen sich auch aneinanderbauen und stapeln. Obwohl wir noch kein gestapletes Projekt realisiert haben, ist eine ganz neue und attraktive Form von Mehrfamilien- oder Bürohaus möglich.

Die Bienen machen es vor
Die Gebäudehülle ist wabenförmig. Sie besteht aus sechseckigen, auf dem Spitz stehenden Sandwich-Elementen in Holzrahmenbauweise. Mit einer Breite und Höhe von je über 4 m bietet dieses Konzept – im Vergleich zu vielen «Wohncontainern» – ein überdurchschnittliches Raumgefühl und sogar genügend Platz für eine Galerie. Der Wandaufbau entspricht dem Minergiestandard. Weil wir die Leitungen im Doppelboden führen, können wir Kältebrücken in der Hülle vermeiden. Die Leitungen sind jederzeit zugänglich und können deshalb besser kontrolliert oder rückgebaut werden. Eine Luft-Luft-Wärmepumpe mit integriertem Boiler erzeugt Raumwärme und Warmwasser. Die Luft tritt geschützt und geräuscharm aus Öffnungen im Boden und in den Wänden aus.
Kreislauf-Immobilien Campus: Wir meinen es ernst
Mit Kreislauf-Häusern hat es zwar angefangen, aber das genügt uns nicht. Deshalb haben wir den Kreislauf-Immobilien Campus, kurz KLIC, auf dem Attisholz Areal ins Leben gerufen. Ein nachhaltiger Innovationshub für praxisbezogenes zirkuläres Bauen und ressourcenschonende Stadtentwicklung. KLIC will als Leuchtturmprojekt dienen, als Aufruf an die Baubranche und die Öffentlichkeit zum rigorosen Umdenken. Der Campus vereint Praxis, Forschung und Bildung rund um zirkuläres Bauen, ressourcenschonenden Materialeinsatz und remontable Bauweisen. Ziel ist, bereits funktionierende Konzepte vorzustellen, neue zu entwickeln, innovative Technologien zu erproben und diese in die Praxis zu übertragen. Recycling mit KLIC heisst: Nicht nur einzelne Materialien und Bauteile wiederverwenden, sondern ganze Gebäude.
Hugo Schumacher, Geschäftsführer

ELMOBAU AG
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