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Unternehmen neu gedacht  

Im Treuhandwesen ist die Regionalität Trumpf

Die meisten Dienstleistungen des Treuhandwesens lassen sich auch aus der Ferne erledigen. Dank der Digitalisierung sind die Verarbeitung von Daten und das Erstellen von Abschlüssen möglich, ohne dass die Beteiligten an einem Tisch sitzen. Trotzdem ist die Verankerung von Treuhandunternehmen in der Region von grossem Vorteil. Die Nähe zu den Kunden, der lokalen Politik und der Wirtschaft schlägt die Pluspunkte der Globalisierung. 

Die weltweiten Geschehnisse der jüngsten Vergangenheit haben einige Schwachstellen der Globalisierung und der globalen Vernetzung zum Vorschein gebracht. Finanzkrisen, Terroranschläge, Kriege, Cyberattacken oder Pandemien bringen beispielsweise Produktionen, Handelswege oder Netzwerke innerhalb kurzer Zeit zum Kollabieren. Es gibt deswegen Tendenzen, die sich für eine «Deglobalisierung» oder «Regionalisierung in der Globalisierung» stark machen. Diese Entwicklung trifft nicht nur die ersten beiden Wirtschaftssektoren mit Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe, sondern auch die Dienstleistungsbranche. Insbesondere durch die Fortschritte in der Informations- und Kommunikationstechnologie und die damit verbundene Digitalisierung haben sich auch die Dienstleistungen und Kommunikation im Treuhandwesen verändert. Treuhandtätigkeiten können heute ortsunabhängig erledigt und Besprechungen digital vorgenommen werden. Dies ermöglicht eine nationale oder internationale Tätigkeit von Treuhandunternehmen, und Schweizer Firmenkunden können dabei Treuhanddienstleistungen zu tieferen Preisen aus dem Ausland einkaufen. Die regionale Vernetzung und Verbundenheit stellt aber gerade in der Treuhandbranche nach wie vor einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar. Trotz aller Vorteile der Globalisierung ist hier die Regionalität Trumpf.

Treuhänder:innen als Vertrauens- und Ansprechpersonen

Es ist nicht selten der erste Eindruck und die erste Kommunikation, welche bei der Wahl einer neuen Treuhandstelle den Ausschlag geben. Stimmen etwa die fachliche Qualifikation, die Grösse und das Image der Treuhandstelle, kommt es zu einem Erstgespräch. Da stellt sich schnell heraus, ob die Chemie für eine Zusammenarbeit stimmt. Der potenzielle Kunde muss von Anfang an ein Vertrauensverhältnis aufbauen können, gibt er doch seine finanzielle, steuerliche und oft familiäre Situation preis. Ist diese Hürde geschafft, ist es aber auch für die künftige Zusammenarbeit wichtig, dass Treuhänder:in und Kunde sich mindestens einmal im Jahr physisch treffen. Nur durch diese Präsenz und entsprechende Kommunikation kann eine Kundenbeziehung aufgebaut und vertieft werden. Der Treuhänder muss nicht zuletzt auch spüren können, was der Kunde wirklich benötigt. Die Corona-Pandemie hat diesbezüglich Lücken hinterlassen.

Treuhänder:innen kennen die regionale Wirtschaft und Politik

Der Treuhänder aus der Region kennt das wirtschaftliche und politische Umfeld in seiner Region und kantonsübergreifend. Aufgrund der eigenen Betriebstätigkeit und der Begleitung und Beratung seiner Kundschaft setzt er sich regelmässig mit den wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten und Veränderungen der Region auseinander. Je nach Kundenportfolio kann er dabei in diversen Branchen einen Wissensvorteil aufbauen und angemessene Treuhand- und Wirtschaftsberatungen anbieten. Die tiefere Kenntnis der regionalen Märkte und deren Mittbewerber:innen ermöglichen es, die Unternehmens- und Betriebsergebnisse der Kundschaft besser zu erörtern, zu vergleichen und die damit verbundene operative und auch strategische Entscheidfindung zu unterstützen. Insbesondere können regionale Treuhandunternehmen ihre branchenübergreifende Kundschaft untereinander bekannt machen und vernetzen, damit gegenseitige Interessen und Synergien genutzt werden können.

Nicht selten kommt es auch vor, dass der Treuhänder selbst in der Gemeinde- oder Kantonspolitik aktiv ist oder er aktive Politiker kennt. Somit gelangt er direkt an wichtige Informationen, die er angemessen und vorausschauend in seine Dienstleistungs- und Beratungstätigkeit integrieren kann. Regionale Politiker sind nicht zuletzt auch selbst in einem Netzwerk tätig; sie können je nach Situation betroffenen Firmen im Wandel bzw. in Schwierigkeiten weiterhelfen.

Treuhänder:innen sind Mitglied in regionalen Verbänden und Organisationen

Es gibt in der Schweiz viele regionale und kantonale Gewerbe- und Branchenverbände sowie Organisationen, die als verlängerter Arm von Dach- und Berufsverbänden oder anderen nationalen Institutionen tätig sind. Diese Verbände sind Vereinigungen von Unternehmen, die dem Schutz und der Förderung der wirtschaftlichen Interessen seiner Mitglieder dienen. Als Hauptaufgaben können dabei die Interessenvertretung gegenüber staatlichen Stellen, die Verfolgung von gemeinschaftlichen, rechtlichen oder technischen Standards, die Unterstützung und Beratung der Mitglieder oder auch die Öffentlichkeitsarbeit genannt werden. Treuhänder:innen sind oft in den regionalen Gewerbeverbänden oder -vereinen vertreten und kennen deren Mitglieder, Interessen und Ziele. Dies ermöglicht ihnen, der Kundschaft – je nach Branche oder Gewerbe – interessante Kontakte entlang der Wertschöpfungskette zu vermitteln oder das Netzwerk zu erweitern.

Treuhänder:innen kennen die regionalen und kantonalen Behörden

Die regionalen Treuhandfirmen kennen die regionalen und kantonalen Steuerämter, Amtschreibereien, Ausgleichskassen oder andere Behörden. Der regelmässige Kontakt von Mitarbeitenden der Treuhandfirma mit den Mitarbeitenden der regionalen und kantonalen Behörden erleichtert die Zusammenarbeit. Dank diesem Wissen können Meldungen, Veranlagungen, Verfügungen und diverse andere Formalitäten effizienter abgewickelt werden. Weiter kann die Treuhandfirma insbesondere auch Praxiswissen im Steuer- und Sozialversicherungsbereich aufbauen und weitergeben, welches nicht in Verordnungen und Gesetzen festgelegt ist. Dieses Praxiswissen ermöglicht der Treuhandfirma, ihre Kundschaft möglichst optimal zu beraten und zu begleiten. Insbesondere bei Nachfolgelösungen und Umstrukturierungen können somit steuerneutrale oder -optimierte Lösungen gefunden werden.

Treuhänder:innen kennen die regional tätigen Banken

Jede Firma benötigt für ihre Geschäftstätigkeit eine Bank, über welche der ganze Zahlungsverkehr abgewickelt und die Finanzierung der betriebsnotwendigen Maschinen, Anlagen u.a.m. sichergestellt werden kann. Gerade die Pandemie hat deutlich zum Vorschein gebracht, dass eine gute Bankbeziehung, die auf Vertrauen, Transparenz und gegenseitiger Unterstützung basiert, für die erfolgreiche Fortführung von Firmen essenziell sein kann. In aktuellen Zeiten steigender Zinsen, Beschaffungs- und Energiekosten können Liquiditätsengpässe entstehen, in denen eine Bank mit Kontokorrentlimiten oder Krediten vorübergehend weiterhelfen und die Betriebstätigkeit gewährleisten kann. Damit eine Bank diese Finanzierungen gewährt, stellt insbesondere eine funktionierende Dreiecksbeziehung «Kunde – Treuhandstelle – Bank» eine zentrale Rolle dar. In der Region verankerte Treuhandfirmen arbeiten mit diversen Banken vor Ort zusammen und haben dadurch gegenseitiges Vertrauen aufgebaut. Dieses Vertrauen, verbunden mit dem qualifizierten Erstellen der nötigen Finanzzahlen, ist wichtig, dass die nötigen Limiten und Kredite innerhalb angemessener Zeit gesprochen und ausbezahlt werden können. 

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