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Unternehmen neu gedacht  

Nur ein nachhaltiges Unternehmen ist zukunftsfähig

Motorbot fährt auf dem Meer im Kreis

«Nachhaltigkeit» – in aller Munde, dieser Begriff, und doch schon ziemlich verbraucht. Jeder weiss, dass sie wichtig ist, und doch beschäftigt man sich in KMU verständlicherweise mit tausend anderen täglichen Herausforderungen, sodass der Nachhaltigkeitsgedanke meist nicht an erster Stelle steht. «Ausserdem kostet das Ganze eh nur, oder?»

Im Gespräch mit Kunden hören wir das häufig. Unsere Antwort aber lautet: Nicht unbedingt, sofern die Ressourcen am richtigen Ort und daher wirkungsvoll eingesetzt werden. Macht man es richtig, wird der wirtschaftliche Gedanke nicht ausgeklammert, im Gegenteil! Eine ökologische Transformation geht oftmals mit einer gesteigerten ökonomischen Effizienz einher. Um genau dies sicherzustellen, beleuchten wir die Nachhaltigkeit von vier Seiten.

Die ökologische Seite, bei der die wichtigen Emissions- und Mobilitätsthemen, der Strom- und Wasserverbrauch oder auch die Biodiversität im Mittelpunkt stehen, wird oft als zentraler Faktor angesehen. Zweitens die soziale Komponente: Sie wird immer relevanter und ist zurecht Teil der Nachhaltigkeit eines Unternehmens. Mitarbeitende erachten eine Kultur des Vertrauens und Wertschätzung am Arbeitsort als immer wichtiger, es geht um Entwicklungsmöglichkeiten, um Diversität und flexible Arbeitsmodelle. In der sich konstant ändernden Arbeitswelt lauert auch der Fachkräftemangel hinter jeder Ecke, der gemäss aktuellen Studien bereits jedes vierte KMU betrifft.

Fischschwarm von unten betrachtet

Strategie und Geld – ebenfalls Teil der Nachhaltigkeit

Im Zusammenhang mit Governance geht es neben Partizipations- und Compliance-Themen auch darum, in welchem Umfang die Nachhaltigkeit tatsächlich in die Kernstrategie eines Unternehmens eingebettet und eben auch Teil der operativen Geschäftsprozesse ist (organisationale Verankerung). Und schliesslich die vierte Dimension, die Ökonomie. Auch sie ist instrumental für einen ganzheitlichen unternehmerischen Wandel. Hier sind die nachhaltige Finanzstrategie, Vergütungen, aber auch lokale Wirtschaftsförderung angesiedelt.

Und jetzt: Wo fängt man überhaupt an? An diesem Punkt tun sich viele KMU schwer. Meist haben kleine und mittlere Unternehmen nicht die nötigen Möglichkeiten, um ein Nachhaltigkeitsteam aufzubauen. Trotzdem ist es enorm wichtig, zu sehen, wo man überhaupt steht. Wie weiss ich schliesslich, welche Massnahmen ich treffen soll, ohne vorher den Ist-Zustand zu kennen? In unserer vielfältigen, kleinteiligen Schweizer Unternehmenswelt hat jede Firma ihre eigenen Potentiale, bei denen es sich besonders lohnt, anzusetzen.

Einschätzung der IST-Maturität

Grafik

«Einer unserer Kunden aus der Baubranche hat sich zum Ziel gesetzt, für die Produktion seiner Bauteile 10 % weniger Stahl zu verbrauchen. Dort sah er den grössten Hebel, und als positiver Nebeneffekt wurde auch der Herstellungsprozess günstiger.»

Kleine Schritte statt grosse Sprünge

Hat man erst einmal die nötigen Informationen, lässt sich effizient darauf aufbauen. Grundsätzlich ist es besser, eine oder ein paar wenige Massnahmen zu treffen, anstatt gigantische Änderungen an der Infrastruktur vorzunehmen oder ganze Prozesse auf den Kopf zu stellen. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass man sich daran die Zähne ausbeisst und die Motivation verliert.

Und einmal mehr die Kommunikation als «Game Changer»

Wird von der Firma ein Wandel vollzogen, werden die Themen im Normalfall «top-down» angegangen. Von der Geschäftsleitung ausgehend, vom Verwaltungsrat. Macht meist auch Sinn, schliesslich fällen sie die wichtigen Entscheide. Unterschätzt wird dabei aber der Einbezug der Mitarbeitenden. Weiss die Belegschaft nicht, was oben entschieden wird, insbesondere wenn die Kommunikation nicht durchgehend transparent ist, sind die Mitarbeitenden auch nicht in der Lage, die Veränderungen mitzutragen und die Firma wunschgemäss nach aussen zu vertreten.

Wir durften kürzlich einen Schweizer Möbelhersteller bei der Umsetzung von Massnahmen begleiten. Während es in den einen Bereichen noch Potenzial zur Verbesserung gab, hatte die Firma bereits ein tolles Recycling-Konzept. Allerdings waren die Lieferanten und die Teammitglieder, die den Kontakt nach aussen hatten, zu wenig über das Konzept informiert. Sie hatten den Eindruck, Teil eines Abfallteams zu sein.

«Als sie jedoch erfuhren, dass sie als sogenannte «Ambassadors» mit ihrer Arbeit viel zum Erfolg der Kreislaufwirtschaft im Unternehmen beitragen, sahen sie sich und ihre Arbeit als viel wertvoller an.»

Das zeigt: Ziehen alle im Unternehmen am selben Strick und fühlen sich die Mitarbeitenden miteinbezogen, identifizieren sie sich stärker mit dem Arbeitgeber und sind engagierter.

Selbst grössere Unternehmen mit fortgeschrittenem Reifegrad und eigenem Nachhaltigkeitsteam bekunden oft Mühe damit, die Mitarbeitenden mit auf die Reise zu nehmen. Auch hier ist es besonders wichtig, regelmässig zu informieren, wo die Firma steht und wohin sie will. Im besten Fall werden die Mitarbeitenden dazu ermutigt, eine Aufgabe in ihrem jeweiligen Tätigkeitsbereich zu fassen, die auf eine verbesserte Nachhaltigkeit abzielt. So wird die Zuständigkeit personalisiert, eigene Ziele werden gesteckt und die Verbundenheit zur Gesamtunternehmensstrategie gestärkt. Auch der Lohn kann als Anreiz dienen: Einer unserer Kunden aus der Logistikbranche zahlte den zuständigen Mitarbeitenden einen höheren Lohn, je nachdem wie hoch der Prozentsatz des recycelten Materials ausfiel.

Im Namen des Gesetzes

Schliesslich sind KMU je länger desto mehr auch beim Thema Gesetze und Regulatorien gefordert, ja zum Teil überfordert. Wie soll man als Unternehmen damit umgehen, dass sich bald und immer wieder etwas ändert? Was entwickelt sich wie in den nächsten Jahren und Jahrzehnten? Nehmen wir z.B. die CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive), die Europäische Lieferketten-Richtlinie, die ab 2026 für grosse EU-Unternehmen gelten, aber auch Auswirkungen auf Schweizer Unternehmen mit Geschäftsaktivitäten in der EU haben wird. Oder den indirekten Gegenvorschlag zur Konzernverantwortungsinitiative, IG-KVI: Bereits ab diesem Jahr gilt für grosse Unternehmen die Klimaberichtserstattung. Vorderhand müssen wir zwar «nur» die grossen Unternehmen verantworten, bald aber werden auch die kleineren und mittleren Firmen mittun dürfen/müssen. Was heute noch als Pioniergeist gilt, wird morgen bereits das neue Normal sein!

«Kund:innen sind inzwischen bereit, sich von Marken und Unternehmen zu trennen, deren Engagement sie nicht unterstützen.»

Die KMU-Welt befindet sich in einer spannenden, wenn auch äusserst fordernden Zeit. Können sie wählen, entscheiden sich Kund:innen und Mitarbeitende vermehrt für Unternehmen mit einer überzeugenden Nachhaltigkeitsstrategie. Will man sich als zukunftsfähiges Unternehmen also behaupten, lohnt es sich, die Weichen frühzeitig zu stellen. Eine Investition in die vier Säulen der Nachhaltigkeit sind vor allem eine Investition in die Zukunft.

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