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Unternehmen neu gedacht  

Risk-Management in der Vermögensverwaltung

Bei der Verwaltung von ­Vermögen gibt es eine ganze Reihe von ­Risiken. Über einige wird regelmässig diskutiert, andere schlummern eher im Dunkeln. Bei einer spontanen Strassenumfrage wären wohl die meistgenannten: ein Börsencrash, mit Aktien spekulieren und Geld zu verlieren. Die Angst des Anlegers, sein Geld zu verlieren, wiegt viel schwerer als die Angst, keinen Gewinn zu machen. Die Wahr­nehmung von Risiko ist auch sehr dynamisch.

In guten Zeiten sind die Anleger eher bereit, höhere Risiken einzugehen. In einem negativen Marktumfeld sieht das persönliche Risikoprofil plötzlich nicht mehr so risikofreundlich aus. Ob ein Anleger sein Risikoprofil richtig eingeschätzt hat, merkt er erst in einer Extremsituation. Eine davon entsteht bei sinkenden Märkten, wenn die schönen Gewinne aus der Vergangenheit dahinschmelzen. Andere findet der Anleger im Börsenhype, wenn sich die Gedanken nur noch um die verpassten Gewinne drehen und gefühlt alle Aktien, die nicht im eigenen Portfolio liegen, eine bessere Performance hinlegen. 

Stellen Sie sich mal vor …

Als Einstieg ins Thema Risikofähigkeit und Risikobereitschaft ein kleines Gedankenexperiment: In der bekannten Quiz-Show «Wer wird Millionär» wurden Sie als Kandidat/in ausgewählt, Sie haben die schnelle Runde geschafft und sitzen auf dem heissen Stuhl. Und Sie sind erfolgreich unterwegs. Sie sind bei der letzten, entscheidenden Frage angekommen, um eine Million zu gewinnen. Eine Million Schweizer Franken! Die Frage haben Sie verstanden, aber Sie wissen leider die Antwort nicht. Zwei von vier möglichen Antworten haben Sie mit dem 50:50-Joker bereits eliminiert. Ihr Favorit ist immer noch dabei. Ihr aktueller Gewinn beträgt CHF 500 000. Jetzt haben Sie tatsächlich die einmalige Möglichkeit, eine Million zu gewinnen bei einer Chance von 50 %. Entscheiden Sie jetzt: a) Lassen Sie die Frage sausen und nehmen die CHF 500 000 oder b) riskieren Sie eine Antwort und ergreifen die Chance auf eine Million mit dem gleichzeitigen Risiko, «nur» CHF 16 000 zu gewinnen?

Wie Sie zu diesem Entscheid gelangen, hat viel mit Risikofähigkeit und Risikobereitschaft zu tun. In der professionellen Vermögensverwaltung sollte diese Frage zum Risikoprofil am Anfang einer jeden Geschäftsbeziehung geklärt werden. Da ist einerseits die Risikofähigkeit. Sie stützt sich auf die individuelle finanzielle Situation des Anlegers oder in unserem Beispiel auf Sie als Kandidat/in. Wenn Ihre finanziellen Verhältnisse knapp und Sie froh um jeden Zustupf sind, sollten Sie nicht zu hohe Risiken eingehen, also den aktuellen Gewinn von CHF 500 000 sichern und aussteigen. Wenn Sie aber reichlich gesegnet sind mit Vermögen und ohne Gewinn genau gleich weiterleben können wie bis anhin, werden Sie mehr Risiko eingehen und auch die letzte Frage beantworten, obwohl Sie die Antwort nicht wissen.

Emotionaler verhält es sich bei der Risikobereitschaft. Unabhängig von der jeweiligen finanziellen Situation kann eine Person mehr oder weniger Risiko ertragen. Wie sehr beschäftigt Sie der Verlust von knapp CHF 500 000, wenn die Frage falsch beantwortet wurde, obwohl Sie ja dennoch CHF 16 000 gewonnen haben? Oder wie sehr verfolgt Sie in Zukunft Ihr Entscheid, die einmalige 50:50-Chance auf eine Million Gewinn nicht gepackt zu haben, wenn Sie die letzte Frage vermeiden? Darum gilt: Wenn Sie Ihre Risikofähigkeit und Ihre Risikobereitschaft bei Geldanlagen gut einschätzen, haben Sie eine wichtige Grundlage geschaffen.

Risiko und Rendite

Ein weiteres spannendes Thema ist die Abhängigkeit von Risiko und Rendite. Je mehr Rendite bei Geldanlagen versprochen wird, desto grösser muss das entsprechende Risiko sein. Oder umgekehrt: Je mehr Risiko der Vermögensverwalter in das Wertschriftenportfolio aufnimmt, desto höher sollte die Rendite sein. Eine wichtige Kennzahl, um die Rendite zwischen verschiedenen Portfolios zu vergleichen, ist die Volatilität. Sie beschreibt die Schwankung eines Wertpapiers (z.B. Aktie) während einer Zeitperiode. Anstelle von Volatilität oder Schwankung kann man auch von Risiko sprechen. Das Ziel einer professionellen Vermögensverwaltung ist es, mit möglichst wenig Risiko (Schwankung) eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Da sich in einem Portfolio verschiedene Aktien, Währungen, Fonds und sonstige Anlagevehikel befinden, ist es wichtig zu verstehen, wie die verschiedenen Risiken der einzelnen Investitionen aufeinander wirken. In der Summe ergeben diese vielen Einzelrisiken das Portfoliorisiko. Die geschickte Zusammenstellung von verschiedenen Anlagevehikeln zu einem stimmigen Ganzen ist die Kunst und gleichzeitig der Anspruch eines erfolgreichen Vermögensverwalters. Der Erfolg zeigt sich an der jährlichen Rendite des Gesamtportfolios. 

Das Portfolio P1 auf der abgebildeten Tabelle erzielte eine Rendite von 5 % mit einem Risiko von  16 %. Das Portfolio P2 erzielt ebenfalls 5 % Rendite, ist aber nur 10 % Risiko eingegangen. Das P2 ist also konservativer ausgerichtet als das P1, erzielt dennoch die gleiche Rendite. Damit das höhere Risiko vom P1 mit 16 % adäquat abgegolten wird, müsste das Portfolio P1 im Idealfall eine viel bessere Rendite im Umfang von 9 % erwirtschaften, damit es auf der Achse der Risiko-/Ertragslinie zu liegen kommt. Dazu müssen grundlegende Strategien im Portfoliomanagement konsequent umgesetzt werden. Zwei davon möchten wir an dieser Stelle genauer beschreiben.

Abb. 1: Beziehung zwischen Rendite und Risiko

Management von Risiken im Portfolio durch…

… Diversifikation. Die genügend vielseitige Aufteilung der Anlageinstrumente in einem Wertschriftenportfolio gehört zu einer der wichtigsten Grundlagen im Portfoliomanagement (PM). Weil auch die grössten und bekanntesten Vermögensverwalter nicht konkret wissen, wie sich die Kurse in den nächsten 12 oder 24 Monaten entwickeln, werden die Vermögenswerte in verschiedene Investitionen aufgesplittet. Eine sinnvolle Diversifikation zeichnet sich dadurch aus, eine gute Balance zu finden für die Grösse der einzelnen Titel. Die Position sollte gross genug sein, um genügend Einfluss auf die Rendite zu haben, wenn es gut läuft; und so klein wie möglich, damit ein schlechter Kursverlauf nicht zu sehr schmerzt. Zusätzlich werden die erfolgreichen Positionen genauer überwacht, weil ihr Anteil im Gesamtportfolio immer grösser wird. Wird das sogenannte Klumpenrisiko zu gross, wenn z.B. ein Titel über 10 % im Portfolio ausmacht, werden Teile davon verkauft und in andere Investitionen umgeleitet.

Oder durch …

… regelmässige Überprüfung der Investitionen auf Qualitätsmerkmale. Der Portfoliomanager stellt sich bei jeder einzelnen Position die Frage: Stimmt das Potenzial im Verhältnis zum Risiko? Vergleichbar ist dieses Vorgehen mit dem Beispiel der Quiz-Show. Bei jeder weiteren Frage steigert sich das Risiko für einen Rückfall bei gleichzeitiger Erhöhung der Chancen für einen grösseren Gewinn; die Ausgangslage ist dynamisch. Nach diesem Muster beurteilt der PM regelmässig die einzelnen Positionen im Depot. Sobald das Risiko im Verhältnis zum potenziellen Gewinn grösser wird als erwünscht, werden die Titel ausgetauscht. 

Fazit 

Die richtige Einschätzung Ihrer Risikofähigkeit und Risikobereitschaft kombiniert mit der Anwendung von grundlegenden Investmentstrategien lässt Sie und Ihr Portfolio auch stürmische Zeiten gut überstehen.   

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