So erlebten und erleben wir Veränderungen
Was waren die grössten Veränderungen in Ihrem Geschäft in den letzten zehn Jahren?
Unsere Firma hat in den letzten zehn Jahren hauptsächlich drei wesentliche Veränderungen miterlebt resp. setzt sich nach wie vor damit auseinander, diese zu bewältigen.
Ein erster wichtiger Schritt war die interne, erfolgreiche Realisierung der Nachfolgelösung unseres Unternehmens innerhalb der Familie. Durch die frühe Integration von mir und meinen zwei Brüdern im Betrieb vor ca. 15 Jahren wurden die ersten Weichen gestellt. Anschliessend folgten eine stetige Weiterbildung zum eidg. dipl. Wirtschaftsprüfer sowie der Know-how-Transfer von unserem Vater Hansjörg Schürmann auf uns Söhne. Gestärkt mit zusätzlichem Aufbau von beruflichen Erfahrungen übernahmen ich und mein Bruder Jonas auf Ende des Jahres 2011 die Geschäftsführung und sukzessive die Aktienmehrheit.
Eine zweite wesentliche Veränderung war die erfolgreiche Übernahme der Gross Treuhand AG im Jahre 2020. Als Berater haben wir schon mehrfach unsere Kundschaft in Nachfolgelösungen und bei Firmenkäufen unterstützt. Die Verkaufsverhandlungen, der ganze Verkaufsprozess, die Prüfung von Firmenangaben/-zahlen oder die Vertragsgestaltung einmal für das Wachstum der eigenen Firma durchzugehen, war eine spezielle Erfahrung. Dabei waren insbesondere die Übernahme des Personals, das Aufeinandertreffen von zwei verschiedenen Führungs- und Unternehmenskulturen und die erfolgreiche Übernahme der bestehenden Kundenbeziehungen und -aufträge eine Herausforderung.
Die dritte Veränderung ist und bleibt die Digitalisierung, welche in den letzten Jahren die Treuhandbranche stark beeinflusst und geprägt hat. Schlagwörter wie Cloud-Lösungen zwischen Treuhänder und Kunden, webbasierte Buchhaltungsprogramme mit individuellem Kundenangebot, digitalisierte Prüfungssoftware oder die Onlineerfassung und -Einreichung der Steuererklärung sind heute fast Usanz und wettbewerbsentscheidend. Auch unsere Firma musste ihre Geschäftsprozesse in den Bereichen Treuhand, Wirtschaftsprüfung und Steuern aufgrund der Digitalisierung angemessen anpassen.
Wie sind Sie mit diesen Veränderungen umgegangen?
Die rechtzeitige familieninterne Nachfolgelösung wurde betriebsintern gut akzeptiert. Dank klarer Aufteilung der internen und externen Aufgaben und Verantwortlichkeiten sowie sukzessiver Übergabe der bestehenden Kundenbeziehungen und -mandate konnte die interne Nachfolgelösung erfolgreich umgesetzt werden. Die Unternehmensstruktur wurde zielführend angepasst und für die künftigen Aufgaben oder Veränderungen vorbereitet. Das digitale Interesse der Geschäftsleitung war und ist dabei eine vorteilhafte Basis.
Bei der Firmenübernahme Gross Treuhand waren insbesondere die Integration des bestehenden Personals in unsere Firma, der Know-how-Transfer des vorgängigen Inhabers und die erfolgreiche Übernahme der Kundenbeziehungen und -mandate zentrale Faktoren. Nebst dem daily Business mussten diese Aufgaben zielführend umgesetzt werden, was auch dank der Mithilfe des übernommenen und des bestehenden Personals zu unserer Zufriedenheit erledigt werden konnte.
Bei der Digitalisierung stellt sich nur eine Frage: Wann und wie digitalisierst du deine Geschäftsprozesse? Da verfolgen wir als Kleinstunternehmen eine sinnvolle Follower-Strategie. Die Digitalisierung hat dabei vor allem kundenspezifisch, verständlich und praxisbegleitend zu erfolgen. Insbesondere die jungen Unternehmer sind heute digital unterwegs und verlangen entsprechende Lösungen. Die ST hat sich mit diesem Thema schon vor ein paar Jahren auseinandergesetzt und passende Digitalisierungsprozesse eingeführt. Neben der Optimierung der IT-Infrastruktur sind dabei die Weiterbildung der Mitarbeitenden sowie die Umstellung der Arbeitsweise wichtige Erfolgsfaktoren.
Ist für Sie Wandel eine Chance oder eher eine Bedrohung?
Für mich hat Wandel mit beidem zu tun. Der Anfang eines Wandels oder einer Marktveränderung löst meistens Verunsicherung oder Unruhe bei den Angestellten und involvierten Personen aus. Die verantwortlichen Führungskräfte der Unternehmen sehen diverse Bedrohungen, müssen die Strategie kritisch hinterfragen und angemessen reagieren. Braucht es eine Anpassung der Unternehmensstruktur oder des Leistungsangebots, und wie kann/muss ich das Unternehmen an die neuen Marktgegebenheiten anpassen? Es schadet dabei nicht, zum Beispiel mithilfe einer sog. SWOT-Analyse durch Untersuchung und Beurteilung der internen Stärken und Schwächen sowie der externen Chancen und Risiken die eigene Marktposition der Firma zu hinterfragen und Zukunftsziele neu zu definieren. Mit der kritischen Auseinandersetzung dieser Fragen können sich auch Chancen ergeben, von denen man gar nicht Kenntnis hatte. Derjenige Betrieb, der dies am besten umsetzt, kann gestärkt aus dem Wandel hervorgehen.
Welchen Wandel erleben Sie bei Ihren Kunden in letzter Zeit?
Bei unseren Kunden der Dienstleistungsbranche ist die Digitalisierung der Geschäftsprozesse eine wichtige strategische Aufgabe. Der Weg führt zu einem papierlosen Büro mit digitaler Ablage, Bearbeitung und Archivierung von Dokumenten. Die Kommunikation läuft über Cloud-Lösungen, Werbung/Vertrieb erfolgen über Social Media und angemessene CRM-Systeme.
Im Immobiliensektor profitieren die Marktteilnehmer von hohen Preisen resp. leiden darunter. Die Nachfrage nach neuem Wohneigentum ist nach wie vor vorhanden und lässt die Bautätigkeit auf hohem Niveau verharren. Begünstigt wird dies durch das tiefe Zinsniveau und die damit verbundenen preiswerten Finanzierungsmöglichkeiten. Die Kehrseite dabei ist aber die stetige Verteuerung der Grundstück- und Baukosten. Hier ist ein Umschwung oder ein Wandel in naher Zeit zu erwarten.
Die Firmen der Bauhaupt- und -nebenbranche profitieren einerseits von der hohen Nachfrage nach Wohneigentum und Gewerbebauten, sind aber andererseits einem starken Preiskampf ausgeliefert. Trotz voller oder hoher Auslastung können Projekte und Aufträge oft nicht kostendeckend realisiert werden.
«Es schadet dabei nicht, durch Beurteilung der internen Stärken und Schwächen sowie der externen Chancen und Risiken die eigene Marktposition der Firma zu hinterfragen und Zukunftsziele neu zu definieren.»
Was hat sich in Ihrem Unternehmen nicht geändert, und was soll sich auch nicht ändern?
Unsere Mission und unser Unternehmensleitbild haben sich auch in den letzten Jahren nicht verändert und sollen standhaft bleiben.
Unsere Kundschaft kann weiterhin von bedürfnisgerechten und qualitativ hochstehenden Beratungsdienstleistungen profitieren, welche wir durch stetige Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter und durch Know-how-Transfer mit unseren Partnerfirmen sicherstellen. Wir schaffen für unsere Kunden einen Mehrwert zu einem fairen Preis.
Unser Unternehmensleitbild zielt auf eine hohe Zufriedenheit unserer Kunden, welche wir durch den richtigen Einsatz unseres Wissens und unserer Erfahrungen sicherstellen möchten. Wir wollen mit unseren Kunden eine vertraute und dauerhafte Partnerschaft aufbauen und pflegen. Die Kommunikation mit unseren Kunden ist offen und transparent und bildet die Grundlage für unsere Dienstleistungen. Unsere Angestellten arbeiten im Team, haben ein offenes Mitarbeiterverhältnis und erledigen ihre Aufgaben selbständig und verantwortungsbewusst. Diese Leitsätze und Verhaltensweisen werden in unserer Firma bei der täglichen Arbeit und dem Umgang mit der Kundschaft bestmöglich umgesetzt. Schliesslich steht immer der Mensch im Mittelpunkt, sei es der Angestellte, Vorgesetzte oder Kunde.
Was war die grösste Veränderungen in Ihrem Geschäft in den letzten zehn Jahren?
Wir haben unsere Eigenentwicklungen von Microsoft-Office-Vorlagenlösungen durch eine Partnerschaft mit der Firma officeatwork abgelöst. Mehr als zehn Jahre lang hatten wir Vorlagenmanagement-Lösungen für Word, Excel und PowerPoint selber entwickelt, auf Basis von Visual Basic. Mit immer grösseren Kunden mussten wir die Eigenentwicklungen überdenken, da der Supportaufwand für uns als kleine IT-Unternehmung gross war und Makros (VBA-Lösungen) in grösseren Unternehmungen nicht mehr zu «den besten Freunden der IT-Abteilung» gehörten. So entschieden wir uns im Jahre 2013, Partner der Firma officeatwork in Zug zu werden und deren gleichnamiges Produkt bei unseren Kunden falls immer möglich einzusetzen.
Wie sind Sie mit dieser Veränderung umgegangen?
Durch diese Partnerschaft konnten wir dem Kunden ein Standardprodukt anbieten, kombiniert mit unserer langjährigen Erfahrung mit Vorlagen-Projekten. Natürlich mussten wir in der Übergangszeit in den Aufbau von Wissen über die neue Software und die neue Logik investieren, sowohl für Entwickler, Verkäufer als auch Endanwender. Ein Standardprodukt bietet viele Vorteile, hat aber den Nachteil, dass nicht alle Individualisierungen möglich sind. Das spornte uns an, irgendwann die beiden Varianten zu kombinieren: das Standardprodukt einer Schweizer Software-Unternehmung als Basis (= Update, Sicherheit, Support) mit unserer Stärke für individuelle Kundenwünsche. Wir sind überzeugt, dass wir eine optimale und praxisnahe Lösung bieten können.
Die nächste Veränderung war die Cloud, die wir dank dieser Zusammenarbeit ebenfalls elegant aufbauen konnten. Heute implementieren wir das Vorlagenmanagement in Microsoft Office sowohl für in und ausserhalb der Cloud.
Ist für Sie Wandel eine Chance oder eher eine Bedrohung?
Für mich persönlich ist der Wandel ein stetiger Begleiter. Wir müssen uns anpassen – es ist meiner Meinung nach sehr wichtig, sich dem Wandel der Zeit zu stellen, immer und immer wieder. Ansonsten steht man plötzlich auf der Verliererseite. Sich nach neuen Möglichkeiten umzuschauen, sowohl persönlich wie geschäftlich, ist wichtig. Als OfficeCare sind wir seit je dem Wandel in der IT-Branche ausgesetzt. Aber jeder Wandel ist eine neue Herausforderung. Diese will, soll, muss angenommen werden, um am Markt weiter zu existieren. Die Verpackung und vor allem die Kommunikation scheint mir im Wandel – unabhängig vom Thema – prioritär. Persönlich finde ich es schön, wenn etwas Bestand hat, denken wir an Freundschaften, an Wohnsituationen. Eine Bedrohung? Nein, ich denke, auch hier sollte der Wandel als Chance gesehen werden, obwohl häufig etwas schwieriger zu erkennen.
Welchen Wandel erleben Sie bei Ihren Kunden in letzter Zeit?
In den letzten zwei Jahren der Pandemie hat sich der Schulungsbedarf bei unseren Kunden massiv erhöht. Vielen Unternehmungen wurde bewusst, dass Mitarbeitende zwar die neuen Tools zur Verfügung haben (wir erinnern uns sicher noch an die Zeit ohne Teams, ohne Skype, ohne Headset, vielleicht ohne Cloud), deren effiziente Bedienung hingegen eine andere Sache ist. Wir haben in den letzten Monaten eine steigende Zufriedenheit bei Mitarbeitenden in Bezug auf die Arbeit am PC festgestellt.
«In den letzten zwei Jahren der Pandemie hat sich der Schulungsbedarf bei unseren Kunden massiv erhöht. Wir haben in den letzten Monaten eine steigende Zufriedenheit bei Mitarbeitenden in Bezug auf die Arbeit am PC festgestellt.»
Was hat sich in Ihrem Unternehmen nicht geändert, und was soll sich auch nicht ändern?
Der Teamspirit ist erhalten geblieben und wurde durch die schnellen Anpassungen sogar verstärkt. Als Geschäftsleiterin ist mir dieser Punkt ein grosses Anliegen, denn nur gemeinsam können wir Erfolg haben. Eine klare und transparente Informationspolitik, auch bei vielen (oft kleinen) organisatorischen, u.a. pandemiebedingten Themen, habe ich immer aufrechtzuerhalten versucht. Ebenso den veränderten Alltag vorzuleben und nicht einfach zu delegieren oder anderen vorzuschreiben, wie sie sich zu verhalten haben.