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Unternehmen neu gedacht  

Wohnen ohne Pendeln: Ist das die Zukunft?

In der Schweiz herrscht ein Ungleichgewicht auf dem Wohnungsmarkt. In den Zentren ein zu kleines Angebot bei zu grosser Nachfrage. In der Peripherie ist es umgekehrt. Wer sich dort mit Immobilien befasst, sollte sich über den Trend zum dezentralen Wohnen Gedanken machen, bei dem der Arbeitsweg keine grosse Rolle mehr spielt. 

Trotz aktuell hohem Leerstand an Mietwohnungen ist zu erwarten, dass aufgrund mangelnder Anlagealternativen und des rekordtiefen Zinsniveaus vor allem institutionelle Anleger weiterhin in Immobilien investieren werden. In den Städten und an zentrumsnahen Lagen besteht nach wie vor ein Nachfrageüberhang nach bezahlbaren Wohnungen, während in der Peripherie ein Überangebot besteht. Vor allem ausserhalb der Zentren wurde in der Vergangenheit an den Bedürfnissen «vorbeigebaut», was die Leerstandsziffer teilweise erklärt. Weitere Gründe für die grössere Nachfrage in den Städten sind die Nähe zum Arbeitsplatz, der gut ausgebaute öffentliche Nahverkehr, das kulturelle Angebot sowie die Auswahl an Bildungseinrichtungen.

Der Arbeitsort ist überall

Der Megatrend der Digitalisierung wird die Arbeitswelt weiter revolutionieren und ermöglicht künftig völlig neue Formen der Arbeit. Glaubt man den Trendanalysen, werden die Arbeitsleistungen der Zukunft vielfach ortsunabhängig und grösstenteils selbstständig durch Freelancer via sogenannte Gig Economies erbracht. Dem Faktor Arbeitsweg wird in diesem Zukunftsszenario eine geringere Bedeutung beigemessen. Das Pendeln entfällt oder wird stark reduziert, während die produktive Zeit zunimmt, wenn Tätigkeiten von zu Hause oder unterwegs ausgeübt werden können. Gleichzeitig werden damit die massiv überbeanspruchten Verkehrsinfrastrukturen entlastet. Ortsunabhängiges Arbeiten führt zwangsläufig zu veränderten Bedürfnissen in Bezug auf die Mobilität, den Verkehr und im Endeffekt auch auf das Wohnen.

Siedlungsverdichtung

Aufgrund der begrenzten Siedlungsfläche der Schweiz sind bei der geplanten Verdichtung nach Innen strenge Regeln zu beachten. ­Seitens der Investoren besteht dringender Optimierungsbedarf bei der Planung von Mietwohnungen. Dabei bergen raumplanerische Regulatorien, die Evolution der Arbeitswelt und die Entwicklung neuer Wohnformen mannigfaltige Chancen für Investitionen. Die kollaborative Wohnform als Beispiel bringt mit ihrem Sharing-Ansatz nicht nur Vorteile für die stark individualisierte urbane Gesellschaft, sondern auch für Mieterinnen und Mieter in ländlichen Regionen. Wohnungssuchende, die sich aus persönlichen oder Kostengründen in der Agglomeration oder eben in der Peripherie niederlassen wollen, könnten von einem modernen und bezahlbaren Angebot profitieren. Gleichzeitig könnte mit der Bereitstellung zukunftsweisender Wohnmodelle der Wohnungsknappheit an zentrumsnahen Standorten Einhalt geboten werden. 

Die Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf Gesellschaft und Arbeitswelt sowie die veränderten Anforderungen an den Immobilienmarkt sind bei Umnutzungen und Neubauten zwingend als Entscheidungsparameter zu berücksichtigen. In neue Wohnformen zu investieren, ergibt bereits heute Sinn, falls Investoren in Zukunft von der Nachfrage aufgrund veränderter Bedürfnisse profitieren wollen. 

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