Co-Führung – Organisationsform der Zukunft?

Wer führt, ist oft alleine. Anders sieht es bei der Co-Führung aus – auch Topsharing genannt. Co-Führung bedeutet, dass sich zwei Personen eine Führungsposition teilen und damit die Verantwortung gemeinsam übernehmen. Besonders die Aufteilung von Aufgaben (im Gegensatz zur gemeinsamen Ausführung von Aufgaben) ist in der Schweiz in Verbänden, Parteien und Stiftungen verbreitet.
Das Modell ist allerdings nicht neu. Viele kleinere Familienbetriebe kennen die Aufteilung von Führungsaufgaben seit langer Zeit. Wie viele Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe gibt es, in denen sich der Ehemann um die Akquisition und das Auftragswesen kümmert, während die Ehefrau Personal und Rechnungswesen erledigt. Oft werden in diesen Fällen die Frauen nicht als Co-Geschäftsführerinnen bezeichnet, was sie de facto aber sind.
Die Verwaltung der Genossenschaft
Swissconsultants.ch hat sich entschieden,
der Organisationsform des Topsharing
eine Chance zu geben.
Diese Organisationsform setzt jedoch ein neues, ein differenziertes Führungsverständnis voraus. Denn es ist nichts anderes als eine Aufteilung der Macht, oder wie es Albrecht Schönbucher, Co-Geschäftsführer Jugendarbeit Basel, ausgedrückt hat: «Wer ständig Angst hat, an Einfluss zu verlieren, ist fürs Führungstandem untauglich.»
Die Chemie muss stimmen
Vertrauen ist bei einer Doppelspitze die entscheidende Voraussetzung. Es ist ein bisschen so, wie wenn man zu zweit auf einem Segelschiff unterwegs ist. Auf hoher See muss man dem anderen bei der Ausführung dessen Aufgaben blind vertrauen können. Man sitzt sprichwörtlich im selben Boot.
Die Organisationsform des Topsharing bringt viele Chancen mit sich
- Anstehende Entscheide können im vertraulichen Rahmen diskutiert werden. Es findet ein Meinungsaustausch und Wissenstransfer statt, ohne dass man etwas gegen die eigene Überzeugung absegnen muss, so wie das teilweise in grösseren Gremien bzw. Geschäftsleitungen der Fall ist.
- Familie und Führung oder Life-Balance (Gesundheit) und Führung lassen sich besser vereinbaren. Repräsentative Aufgaben, die in der Regel an Abenden oder Wochenenden erforderlich sind, können aufgeteilt werden.
- Die Führung ist im Unternehmen präsent. Gerade in KMU ist der Geschäftsführer oder die Verwaltungsratspräsidentin oftmals auch operativ im Kernbereich der Unternehmung tätig, muss Kundentermine extern wahrnehmen etc. Werden die Agenden der Co-Führung koordiniert, kann eine gute Präsenz im Unternehmen sichergestellt werden.
- Die Stellvertretung ist jederzeit gewährleistet, sowohl bei krankheitsbedingten Ausfällen, wie auch während der Ferien, ohne dass dies einer zeitraubenden Organisation bedarf.
- Die Unternehmung ist für VUCA-Szenarien (Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity) besser vorbereitet. In unsicheren Zeiten ist die Unternehmung hinsichtlich des Chancen- und Risikomanagements mit einer Co-Führung besser gerüstet. Ganz nach dem Motto: Vier Augen sehen mehr als zwei.
Um die Co-Führung in einer Unternehmung umsetzen zu können, ist eine gute Organisation und Kommunikation gegen innen und aussen notwendig. Die Zuständigkeiten müssen geklärt sein, Kunden und Mitarbeiter müssen wissen, wer Ansprechperson ist.
Die Verwaltung der Genossenschaft Swissconsultants.ch hat sich entschieden, der Organisationsform des Topsharing eine Chance zu geben und so eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Von Gesetzes wegen lässt sich diese Organisationsform bzw. die Funktion des Co-Präsidiums (noch) nicht ins Handelsregister eintragen; daher sprechen wir von einer Präsidentin bzw. einem Vize-Präsidenten. Nun sind wir gespannt, liebe Leserinnen und Leser, wie Sie zum Thema Co-Führung stehen. Teilen Sie uns Ihre Meinung an bn@swissconsultants.ch mit – wir freuen uns auf Ihre Nachricht.