Netzwerk und Sport

Versierte Geschäftsleute und erfolgreiche Politiker betonen immer wieder, dass Networking zu den wichtigsten Werkzeugen in ihrem Arbeitsalltag gehört. Doch wodurch zeichnet sich erfolgreiches Networking aus und wo differenziert sich die Sportszene beim Networking?
Ich bin mit Sport gross geworden und heute in ganz verschiedenen Netzwerken zu Hause. In Davos aufgewachsen, war meine Faszination für den Wintersport und insbesondere für das Eishockey gegeben. Bereits mit vier Jahren wurde ich Mitglied beim HC Davos, wo ich die ganze Juniorenstufe absolvierte und als Mannschaftscaptain die damaligen Elite-A-Junioren zum Schweizermeistertitel führte, bevor ich als 19-Jähriger zum EHC Biel stiess und ins Profi-Eishockey wechselte.
Networking heisst Vertrauen
Eigentlich betreibe ich Networking schon mein ganzes Leben lang und meist nicht gezielt, sondern ich lebe einfach danach. Als Mannschaftssportler wächst man da hinein, du brauchst Menschen und ein Team um dich, um erfolgreich zu sein. Gemeinsam werden so positive Erfahrungen gesammelt und negative Erlebnisse geteilt. Das verbindet. Und schafft gegenseitiges Vertrauen. Und darum geht es auch beim Netzwerken. Es geht um Menschen. Soziale Beziehungen werden von Jugendlichen ja schon auf dem Schulhof, bei Gruppenarbeiten oder in der Freizeit – heute halt vielfach online – gepflegt, das ist nichts anderes als Netzwerken, passiert aber in diesem Alter noch nicht bewusst, sondern auf eine intuitive Art und Weise.
Die meisten helfen gerne
Wenn man älter wird, fühlt sich aktives Networking vielleicht nicht von Anfang an richtig an. Weil man zu viel überlegt. Manche sind scheu oder haben einen falschen Stolz. Aber die meisten Menschen reden gerne und erteilen gerne Ratschläge, es lohnt sich zu fragen. Es ist ein Geben und Nehmen. Man muss offen und interessiert sein, ehrlich kommunizieren und nicht zuletzt die Menschen gerne haben. Dadurch erhält man nicht nur unbezahlbare Tipps, sondern es können durchaus Freundschaften fürs Leben entstehen. Ich weiss, wovon ich rede. Von 2007 bis 2015 war ich Initiant und Mitorganisator der Internationalen Sportnacht Davos, eines alljährlichen Charity-Gala-Abends im Kongresszentrum Davos, bei dem sich Stars aus der internationalen Sportwelt, Politiker sowie Sponsoren ein Stelldichein gaben, um die aussergewöhnlichen Leistungen der Sportler zu prämieren. Gerade in den Anfangsjahren waren die heute bekannten Online-Netzwerke noch nicht allgegenwärtig. Aber die Sportler, Politiker und Sponsoren mussten irgendwie organisiert werden. Wie macht das der Netzwerker Gian Kämpf? Ich höre, dass Bjørn Dunkerbeck, Windsurfer mit 42 Weltmeistertiteln, in der Region am Trainieren ist, und frage mich durch seine Kontakte, erfahre Dunkerbecks Aufenthaltsort, fahre nach Silvaplana und treffe dort auf den heute 51-jährigen Dänen. Daraus entstehen einerseits das Red Bull Sponsoring bei der Sportnacht Davos sowie eine bis heute anhaltende Freundschaft zwischen uns beiden. Weil es dem einen wichtig ist und er sich traut zu fragen, und weil der andere – wie die meisten Menschen – gerne hilft.
Die Kraft des persönlichen Kontakts
Dass die Online-Networking-Plattformen heute wichtig sind, kann ich bestätigen; ich verfüge selber über zahlreiche LinkedIn-Kontakte. Diese Kontakte sind in erster Linie spannend, bringen aber nur als Einstieg etwas. Die persönliche Beziehung, das gegenseitige Vertrauen und die gemeinsamen Erfahrungen werden ausschlaggebend sein, ob ein Kontakt weiter gepflegt wird oder nicht. Dabei spielt es auch eine Rolle, ob mir mein Gegenüber sympathisch ist, dass ich zuhöre und auf meinen Gesprächspartner eingehe. Und auch, dass man offen und wertfrei kommuniziert, wenn man in einer Angelegenheit mal nicht weiterhelfen kann. Überhaupt ist Interesse an Menschen wichtig. Ich bevorzuge ein telefonisches (über 2000 Kontakte) oder persönliches Gespräch. Da erfahre ich mehr über mein Gegenüber und kann auch meinen Standpunkt klarer ausdrücken, das ist effizienter. Ich gratuliere auch mal einem ehemaligen Trainer oder Spieler gerne zu einem Erfolg und pflege mit ihnen den Kontakt lange über das vertragliche Verhältnis hinaus.
Networking in der Sportszene
Als ehemaliger Geschäftsführer und heutiger Verwaltungsratspräsident beim SC Langenthal bin ich in vielen verschiedenen Netzwerken zu Hause. Da ist nicht nur der Kontakt zu Sportlern und Agenten, sondern es wartet eine ganze Reihe von verschiedenen Dialoggruppen oder eben Netzwerken mit unterschiedlichen Ansprüchen. Seien es Kapitalgeber und Sponsoren, welche das finanzielle Rückgrat eines jeden Sportclubs bilden. Beim SC Langenthal engagieren sich diese Sponsoren nicht nur, weil sie eine attraktive Werbeplattform finden, sondern weil ihnen dort Zugang zu anderen Unternehmern geboten wird. Dann will der Kontakt mit den Medienschaffenden gepflegt sein, die mit ihrer Berichterstattung dafür sorgen, dass der Club mediale Präsenz geniesst (und die Sponsoren zu ihrem Auftritt kommen). Unverzichtbar für jeden Sportveranstalter sind die freiwilligen Funktionäre, die beim Club mit ihrem Wirken eine zweite Familie finden. Und natürlich die Fans – sie sind die emotionale Lebensader eines Sportclubs. Daneben gibt es Anwohner, Sicherheitsorgane wie Polizei, Feuerwehr oder Sanitäter und natürlich auch Politiker. Einen Unterschied zu den Werten in einem herkömmlichen Berufsnetzwerk sehe ich in der Sportszene nicht, ausser dass es nicht unnötig förmlich ist. Was ich aber herausstreichen möchte und mir im Sport besonders gefällt, ist die Vielfalt der verschiedenen Menschen und dass das Netzwerk gesellschaftliche Grenzen überschreitet. Wenn deine Mannschaft gewinnt, liegen sich alle in den Armen, und wenn sie verliert, wird gemeinsam gelitten.
Jeder kann netzwerken
Zum Schluss soll festgehalten sein, dass jeder netzwerken kann. Wichtigste Voraussetzung ist das eigene Bauchgefühl, das uns sagt, wem wir vertrauen können und wem nicht. Dabei sollte man bescheiden und sympathisch sein, interessiert und dem Gegenüber zuhören. Manchmal gehört ein bisschen Mut dazu, was einem aber nicht schwerfallen sollte, wenn es persönlich wirklich wichtig ist. Ist der erste Schritt mal getan, ist eine offene und ehrliche Kommunikation (auch sich selbst gegenüber) wichtig. Und nicht zuletzt braucht es zuweilen einfach etwas Geduld, bis sich etwas Gutes ergibt.