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Unternehmen neu gedacht  

Ohne Vertrauen keine Gefolgschaft

Wer vorne steht, führt und ist darauf angewiesen, dass das Team sie oder ihn unterstützt. Ohne Vertrauen kündigen Mitarbeitende
die Gefolgschaft rasch auf. Vertrauen ist ein Schlüsselfaktor bei der
Führung eines erfolgsorientierten Unternehmens. Gleichzeitig
ist Vertrauen – und das ist implizit – ein Motivator für die Mitarbeitenden.

Sie als Kader müssen sich des Vertrauens Ihrer Mitarbeitenden sicher sein können, denn nur unter dieser Voraussetzung werden sie Ihnen folgen und Ihre Massstäbe und Ansprüche teilen. Ziele und Strategien müssen klar definiert sein, und Sie müssen auch Ihre Erwartungen an die Mitarbeitenden klar äussern: Effiziente Kommunikation ist unerlässlich. Sie müssen sich unbedingt rückversichern, dass Sie richtig verstanden wurden, und quasi eine Verständnisgarantie für Ihre Botschaften einholen.

Das berühmte gute Beispiel

Damit ein Vertrauensklima entsteht, bedarf es nicht nur des Vertrauens, sondern auch der Zuverlässigkeit. «Sagen, was man tun wird, und tun, was man gesagt hat.» Es ist absolut kontraproduktiv, Strategien und Leitlinien zu definieren, wenn Sie bei der ersten Gelegenheit davon abweichen. Solches Verhalten öffnet dem Unverständnis und Chaos Tür und Tor. Mitarbeitende befolgen die vorgegebenen Leitlinien konsequent, wenn ihre Vorgesetzten mit bestem Beispiel vorangehen und eine Vorbildfunktion übernehmen. Selbstverständlich müssen sich die Strategien auszahlen und die Erfolge einstellen! Besondere Aufmerksamkeit gilt dem mittleren Management, denn diese Führungskräfte müssen voll und ganz hinter den Entscheidungen von oben stehen, wenn sie diese entschieden vor der gesamten Belegschaft vertreten sollen. Gestatten Sie mir eine kleine Anekdote zu den Vertrauenstests, denen mich die Mitarbeitenden von Losinger Marazzi nach meiner Ankunft in der Schweiz unterzogen haben. 

Wie ich selber getestet wurde

Da sie unter der Abwesenheit meines Vorgängers und seiner mangelnden Beteiligung am örtlichen Geschehen gelitten hatten, setzten die Verantwortlichen Besprechungen zu sehr frühen Uhrzeiten an: um 6.30 oder 7.00 Uhr am Montagmorgen. Selbstverständlich nahm ich immer an allen Sitzungen teil! Die Mitarbeitenden wollten nur prüfen, ob ich wirklich in Bern lebe und nicht wöchentlich von Paris aus pendle. Innerhalb kürzester Zeit hörte ich im «Flurfunk», dass der neue Patron vertrauenswürdig sei! Wie man sieht, hängt es häufig an den kleinen Dingen. Vertrauen ist ein wertvolles Gut, das gehegt werden will. Verlorenes Vertrauen lässt sich nur schwer wiedergewinnen.

Das Recht, zu zweifeln

Um langfristig ein vertrauensvolles Klima im Unternehmen zu etablieren, muss zwingend eine wohlwollende Atmosphäre geschaffen werden. Mitarbeitende, denen Sie Vertrauen entgegenbringen, haben das Recht, zu zweifeln und zu hinterfragen. Und sie dürfen auch Fehler machen. Es ist also unerlässlich, eine Feedbackkultur einzuführen, wenn man möglichst oft Win-win-Situationen erreichen möchte. Einen Misserfolg zu akzeptieren, ist fester Bestandteil des unternehmerischen Alltags. 

Unglaublich motivierend

Vertrauen zu schenken, wirkt sich unglaublich positiv auf die Motivation der Mitarbeitenden aus. Für mich gehören die Begriffe Grosszügigkeit und Vertrauen eng zusammen. Jemandem zu vertrauen, bedeutet, eine Aufgabe klar zu definieren und Zeit anzubieten, damit alle Aspekte richtig verstanden und die Erfolgschancen optimiert wurden. In allen mir bekannten Studien zu den Erwartungen der Generationen X, Y und Z heisst es, dass die jungen Generationen von ihrem Management eine klare Vision, ein offenes Ohr, Zeit, Verantwortung und Vertrauen erwarten. Das ist beruhigend zu wissen. Dieses interne Vertrauen kann jedoch nur Bestand haben, wenn auch unsere Kunden – unsere Daseinsberechtigung – uns vertrauen. Verpflichtungen müssen unbedingt eingehalten und Verträge erfüllt werden. 

Der Geist des Vertrags

Auch wenn es häufig schwierig ist, alle Leistungen eines Projekts im Detail festzulegen, ist mir der «Geist des Vertrags» immer sehr wichtig. Wenn ein Bauherr Sie mit dem Bau eines Grossprojekts betraut, so wird ein langfristiger Vertrauensvertrag geschlossen. Gerne berichte ich in diesem Zusammenhang von meinen Erlebnissen bei der Realisierung des Spitals Limmattal. Diesen Auftrag erhielten wir im Rahmen einer Totalunternehmer- Ausschreibung. Da sich Kunde und Unternehmen nicht kannten, beschlossen wir, mehrere Workshops zu veranstalten, um die Art – oder den «Geist» – unserer Zusammenarbeit festzulegen und eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. Während dreier Tage taten sich Verwaltungsratspräsidenten, Geschäftsführer, Chirurgen, Finanzleute, technische Leiter usw. zusammen und erarbeiteten auf unzähligen Post-its einen Verhaltenskodex. Dessen Umsetzung ermöglichte einen reibungslosen Ablauf des vierjährigen Bauprojekts, und beide Parteien konnten ihre jeweiligen Ziele erreichen.

Eine andere Vertrauensebene besteht zwischen dem Geschäftsführer und seinem Gesellschafter oder seinen Vertretern. Meines Erachtens spielt Transparenz hier eine entscheidende Rolle. Die Erfahrungen und die strategische Vision vieler Leute zeigen, dass man nicht zögern sollte, allfällige Schwierigkeiten auf operativer Ebene anzusprechen. Relevante Kennzahlen müssen die vorgegebenen Leitlinien berücksichtigen und die Entscheidungen stützen. Schliesslich sei das Vertrauensverhältnis zwischen sämtlichen Partnern – Dienstleistern, Subunternehmern und Lieferanten – erwähnt. Jedem Auftrag müssen eine gemeinsame Arbeitsphilosophie, gemeinsame Ziele und gemeinsame Regeln zugrunde liegen. Dies ist die Basis der Effizienz, und ein solides Vertrauensklima führt zu Leistungssteigerungen. Darum organisieren wir bei Losinger Marazzi seit vielen Jahren ein jährliches Treffen mit all unseren Partnern. Wir analysieren unsere Zusammenarbeit mit dem Ziel, diese noch effektiver zu gestalten. 

Vertrauen, Kohärenz, Grosszügigkeit, Vorbildfunktion, Transparenz, aber auch Anspruch sind eng miteinander verflochtene Konzepte und führen zum Erfolg. 

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